Zur Geschichte der Gattung

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts tauchte in Europa die erste Kakteenart auf, welche später zur Gattung Gymnocalycium gestellt wurde. Im Jahre 1812 beschrieb Haworth diese Pflanze als Cactus gibbosus (Gymnocalycium gibbosum). 1843 stellte Pfeiffer die Gattung Gymnocalycium im Schelhase Katalog erstmalig vor. Luis Karl Georg Pfeiffer (1805-1877) war als Arzt in Kassel bis 1833 tätig. Ludwig Mittler ein Leipziger Kaufmann und Kakteenliebhaber verwies als erster in einem kleinen Kakteenbuch auf die Gattung.

Folgende Arten waren im 19. Jahrhundert bekannt:
Echinocactus monvillei (1838)
Echinocactus centeterius (1838)
Echinocactus hyptiacanthus (1839)
Echinocactus leeanus (1845)
Echinocactus multiflorus (1845)
Echinocactus saglionis (1847)
Echinocactus ourselianus (1850)
Echinocactus schickendantzii (1896)
Echinocactus platensis (1896)
Echinocactus damsii (1898)
Echinocactus megalothelos (1898)
Echinocactus quehlianus (1899)



Zwei Jahre (1838-1839) verbrachte Pfeiffer zum Studium der Melokakteen in Cuba. Er verfaßte drei Bücher. Gemeinsam mit F. Otto, (Direktor des Botanischen Garten Berlin), brachte er die Publikation "Abbildung und Beschreibung blühender Cacteen" in zwei Bänden heraus. In diesem Werk erschien 1845 die lateinische Diagnose dieser neuen Gattung. Der Gattungsname wurde von den griechischen Wörtern gymnom ( = nackt, unbehaart) und Calyx ( = Kelch) abgeleitet.

Die Übersetzung der Diagnose lautet:

Die Kelchröhre ist mit dem Fruchtknoten verwachsen, fleischig, verlängert, nackt, mit wenigen halbmondartigen, kahlen und einzeln stehenden Schuppen versehen. Die äußersten Sepalen sind linear und gehen langsam in die zweireihigen, abgerundeten und zugespitzten Sepalen über. Staubblätter und Stempel wie bei Echinopsis. Körper kugelig, eiförmig oder verlängert, mit Rippen und Warzen versehen. Blüten aus dem Scheitel entstehend, 1-2 Tage offen bleibend, weißlich, duftend. Eiförmige Beere etwas beschuppt, mit den Blütenresten gekrönt.

Trotzdem wurde in der Literatur der Gattungsname Gymnocalycium nicht anerkannt. Weiterhin wurde die Gattungsbezeichnung Echinocactus verwendet.

Die Artdiagnosen waren oft sehr unvollständig. Angaben über Heimatgebiete wurden bewußt oder unbewußt falsch angegeben, z. B. G. gibbosum Mexico, G. saglione Chile. Erst Britton und Rose holten den Namen Gymnocalycium im Jahre 1922 wieder aus der Versenkung. In ihrem Werk " The Cactaceae " erkannten sie 23 Arten an. Die Firma Haage in Erfurt führte in den zwanziger Jahren als erster in Europa in ihren Katalogen den Namen Gymnocalycium. Nach dem 1.Weltkrieg war es wieder die Firma Haage, die viel für die Verbreitung neuer Pflanzen der Gattung Gymnocalycium tat.

Prof. Dr. Carlos Hosseus lieferte viele Neuentdeckungen nach Europa wie z.B. Gymnoc. anderae, Gymnoc. bodenbenderianum, Gymnoc. capillaense, Gymnoc. hossei. Alberto Vojtech Fric (1882-1944) ein sehr bekannter Kakteensammler aus Prag unternahm viele Sammelreisen in die Kakteengebiete. Viele neue Gymnocalycium, unter anderem G. michoga 1928, G. nidulans 1929, G. guanchinense 1929 brachte er nach Europa. Fric erkannte die unterschiedlichen Samenformen an Hand von Macroaufnahmen. Er teilte 33 Arten in 5 Samengruppen auf, Macroseminae, Ovatisemineae, Trichomoseminae, Microseminae, Muscoseminae. Anerkennung fand er dafür nicht, im Gegenteil er wurde verlacht und verspottet Weitere Neubeschreibungen stammen aus der Feder von Curt Backeberg, der aber nur wenige Gymnocalycium selbst gesammelt hat.

Gymnocalycium saglionis
Gymnocalycium saglionis

Der Chacokrieg (1932-1935) ermöglichte A.M.Friedrich, der als Kriegsbildberichterstatter tätig war, in bis dahin unwegsames Gebiet vorzudringen. Er fand unter anderen G. friedrichii, G.megatae. In den fünfziger und sechsziger Jahren wurden weitere schöne Neufunde, die sich nicht nur auf Argentinien beschränkten (G.chiquitanum, G. eurypleurum, G. riitterianum) usw. gemacht. Dr. B. Schütz publizierte 1968 unter Beibehaltung der Namen die von Fric aufgestellten Samenformen in der Zeitschrift Friciana Rada nach den internationaln Nomenklaturregeln. Eine weitere Gliederung wurde 1968 von Prof. Buxbaum im Werk Krainz veröffentlicht. Er teilte die Gattung in 12 Series, davon 3 unterteilt in je 2 Subseries. Südbrasilien konnte in den siebziger Jahren die Aufmersamkeit der Gymnofreunde auf sich ziehen. Unter der Feldnummer HU79 wurde G. horstii gefunden. Fam.J. Piltz findet auf ihren Reisen G. amboatense, G. piltziorum. Die letzten 15 Jahre bis zum heutigen Tag werden vor allem durch die systematische Erforschung der Gymnoareale geprägt. Allen voran ist hier die hervorragende Arbeit der Östreichischen Gymnospezialisten hervorzuheben, H. Till, G. Neuhuber, W. Papsch, F. Strigl u. H. Amerhauser seien stellvertretend genannt.

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